Dammkultur Mais – ein längerfristiges Projekt

Dammkultur Mais – ein längerfristiges Projekt

Der Biobetrieb von Ingo Baake im Raum Breuna (Hessen) ist klimatisch wahrlich keine Gunstregion für Energiemais – oft sind die Böden schwer und kalt und Frost kann es bis in den Mai hinein geben.

Kann Dammanbau die Bedingungen für Mais verbessern?

Ingo Baake hat es ausprobiert und berichtet über seine Erfahrungen.

Gut gelungene Dämme
Gut gelungene Dämme
Der Betrieb wurde im letzten Jahr auf Biologische Landwirtschaft umgestellt. Die Biogasanlage mit 860 kW versorgt 220 Haushalte in der Umgebung mit Wärme und Gas. Sie wird in erster Linie mit Mais und Mist – aus dem eigenen Betrieb aber auch aus anderen Betrieben – gefüttert.

Der Betrieb liegt auf ca. 240 Höhenmetern und hat überwiegend schwere, kalte lehmige Böden. „Eigentlich gehört hier auf die meisten Standorte kein Mais, denn wir haben hier wie auch in diesem Jahr oft noch später im Mai sehr kalte Nächte. Da hat es der Mais in den ersten Wochen in normalen Jahren schwer. Nur sehr frühe Sorten mit S 210 reifen hier sicher aus, sollten zudem kältetolerant sein und zügig loswachsen, sobald die Temperatur steigt.“


Im Gemüseanbau schon etabliert

I. Baake
I. Baake
Was kann man also tun, um es dem Mais etwas leichter zu machen? Ingo Baakes Interesse war geweckt, als er vor einigen Jahren die ersten Berichte zu Dammkultur in Mais las. Versprachen die Autoren doch unter anderem ein zügigeres Wachstum durch ausgeglichenere Temperaturen und einen verbesserten Wasserhaushalt.

„Kollegen mit Gemüse haben zudem in der Region sehr gute Erfahrungen mit dem Anbau in Dammkultur gemacht. Viele haben bestimmte Kulturen vollständig auf Dämme umgestellt. Die höheren Temperaturen im Damm sollen zu besserem Anfangswachstum führen – das alles kann man hier gut gebrauchen.“

Zunächst jedoch hat Baake sich vorher gezielt bei Unternehmen informiert, die Dammkultur bereits einsetzen und dafür auch manche Reise in Kauf genommen. Natürlich waren die Bedingungen auf diesen Betrieben nie mit den eigenen deckungsgleich: Mal waren die Böden deutlich leichter, mal die klimatischen Bedingungen andere. Trotzdem ahnte Ingo Baake bald, dass die Umstellung auf Dammkultur nicht „einfach mal so“ gemacht werden könnte.


Bodenbeschaffenheit als wichtigste Voraussetzung für das Formen der Dämme

„Ganz wichtig ist die Bodenbeschaffenheit, denn Dammkultur ist nach meinen Erfahrungen nicht für jede Bodenart geeignet. Für sehr schwere Lehmböden oder eher steinige Böden kann ich sie nicht empfehlen.“ Nach seiner Erfahrung auf eben diesen sehr schweren Böden wird in einer Phase, in der die oberste Bodenschicht schon ein wenig erwärmt ist, der noch kalte Boden aus den unteren Bodenschichten nach oben geholt. Die Erde im gesamten Damm ist dann entsprechend kalt. Die feste Außenschicht des Dammes verzögert zusätzlich einen Temperaturanstieg – die Dämme erwärmen sich nur sehr schwer und der Mais wächst unter Umständen langsamer als das ein oder andere unerwünschte Beikraut.

Beim Formen des Dammes muss eine gewisse Feuchtigkeit im Boden vorhanden sein, weil sich sonst keine stabilisierende Außenschicht bilden kann und die Dammform schnell wieder verloren geht. „Bei mir hat es auf ein paar Standorten nicht gut funktioniert und man kann die Dämme nur noch erahnen. Ich überlege, auf solchen Schlägen im nächsten Jahr die Dämme eventuell schon im Herbst vorzuziehen und im Frühjahr nachzuformen“, erläutert der Betriebsleiter seine Strategie.

Nicht nur der Boden hat Einfluss auf die Dammqualität, sondern auch die Technik. „Wichtig ist, dass die Technik es schafft, stabile Dämme zu formen, die die Form behalten. Es gibt unterschiedliche Walzen auf dem Markt, es gibt auch welche, die auf schweren Böden besser funktionieren. Da die Preise pro Hektar je nach Technik und Anbieter aber extrem unterschiedlich sind – das sind schnell 50 Euro/Hektar – habe ich mich für diesen „ersten Durchgang“ für die Technik von TerraTec entschieden. Die hat aber offensichtlich auf diesen sehr schweren Böden Schwächen, funktioniert aber auf anderen Standorten tadellos.“


Dammkultur auf Sandböden
Dammkultur auf Sandböden
Dammkultur auf (zu) schweren Böden
Dammkultur auf (zu) schweren Böden
gute erhaltene Dämme
gute erhaltene Dämme


Klappt der Damm, klappt das Wachstum

Nun gehören nicht alle Flächen auf dem Betrieb in die Kategorie „sehr schwer“. Daher gibt es viele Flächen, auf denen die Formung der Dämme sehr gut funktioniert hat. „Hier wächst der Mais super und ist auch dem Unkraut davongewachsen. Daher gehe ich davon aus, dass der Wärmehaushalt hier gut gewesen ist. Auch das Bodenleben im Damm ist extrem gut – so viele Regenwürmer hatte ich selten!“

Die Technikhersteller betonen oft, dass sich in den Dämmen die ansonsten gleichmäßig im Boden verteilten Nährstoffe anreichern und der Pflanze effektiver zur Verfügung stehen. Auch Ingo Baake hat beobachten können, dass die Düngung mit Gärrest sehr gut ausgenutzt wird und daher ausreicht, eine zusätzliche Stickstoff- oder Phosphordüngung war nicht notwendig. Keiner der Maisbestände zeigte einen Nährstoffmangel.


Dammanbau – ein längerfristiges Betriebsobjekt

Wer überlegt, seinen Maisanbau auf Dammkultur umzustellen, sollte sich im Klaren sein, dass dies ein längerfristiges Betriebsprojekt ist. Denn es gilt herauszufinden, auf welchen Standorten es gut und auf welchen vielleicht auch weniger gut funktioniert, gegebenenfalls muss man das Verfahren ortsindividuell anpassen. Auch die technischen Details spielen unter Umständen eine entscheidende Rolle. Sicherlich gibt es schon viele Informationen zum Thema, aber auf der „eigenen Scholle“ funktioniert eben doch alles ein wenig anders als bei anderen.

Zwar sind die Kosten/Hektar für die Technik je nach Anbieter unterschiedlich hoch, belasten die Kostenseite der Produktion jedoch in jedem Fall. Schließlich aber gilt es nach einigen Jahren ein Fazit zu ziehen, ob der durchschnittlich erzielte Mehrertrag die Hektarkosten dieses Verfahrens rechtfertigen kann.

Philipp Schröder und Dr. Anke Boenisch

Und das meint der Landwirt und Lohnunternehmer Hinrich Gottschalk, Kreis Schaumburg (NI)

Hinrich Gottschalk ist Schweinemäster und Bioenergie-Landwirt im Kreis Schaumburg. Er bietet Dammarbeiten im Mais im Lohn an. Gottschalk setzt bei ca. 8 km/h Arbeitsgeschwindigkeit eine STS-Walze ein. Auf seinem Betrieb dominieren sandige Lehme bei denen keine Probleme mit der Dammformung auftraten. Die Dämme waren auch später in der Vegetation noch gut zu erkennen (s. Bild, das im August 2020 aufgenommen wurde).

Auf Sanden mit nur geringen Lehmanteilen sind die Dämme zu diesem Zeitpunkt stärker verlaufen. „Gerade bei den leichten Böden kann man gut erkennen, dass die Feuchtigkeit durch das tiefe Lockern nach oben geholt wird – zwischen den Reihen ist der Boden erkennbar trockener. Nicht nur auf diesen leichten Böden etabliert sich der Mais daher deutlich besser als ohne Dammsaat,“ fasst er auch die Beobachtungen der Mitarbeiter zusammen.

Die Erträge der Dammkulturen liegen konstant auf dem Niveau der besten Betriebe der Region.


Schnell gelesen (Kurzfassung):

Der Betrieb liegt auf ca. 240 Höhenmetern und hat überwiegend schwere, kalte lehmige Böden. Mit den auch zum Teil im Mai noch vorkommenden Spätfrösten sind das keine guten Voraussetzungen für Mais.

Die Frage war also: Kann die Dammkultur es dem Mais etwas leichter machen? Die höheren Temperaturen im Damm sollen zu besserem Anfangswachstum führen.  

Die Erfahrungen des Betriebsleiters in in der Übersicht:

  • Bodenbeschaffenheit ist die wichtigste Voraussetzung für das Formen der Dämme
  • Dammkultur scheint nicht für jede Bodenart geeignet zu sein. Sehr schwere und steinige Böden sind eher nicht geeignet. Aber Achtung: Es gibt verschiedene Technik auf dem Markt, die hier gemachten Erfahrungen beziehen sich auch nur auf die hier eingesetzte Technik.
  • Beim Formen des Dammes muss eine gewisse Feuchtigkeit im Boden vorhanden sein, weil sich sonst keine stabilisierende Außenschicht bilden kann und die Dammform schnell wieder verloren geht.
  • Klappt der Damm, klappt das Wachstum, freut sich das Bodenleben
  • Nährstoffe werden in den Dämmen sehr gut ausgenutzt.
  • Dammanbau ist ein längerfristiges Betriebsobjekt
  • Denn es gilt herauszufinden, auf welchen Standorten es gut und auf welchen vielleicht auch weniger gut funktioniert, gegebenenfalls muss man das Verfahren ortsindividuell anpassen. Auch die technischen Details spielen unter Umständen eine entscheidende Rolle.

Ergänzt wird der Beitrag durch Erfahrungen eines Schweinemästers und Bioenergie-Landwirts aus dem Kreis Schaumburg.